Karina war auf Ihrer Südamerika Rundreise für ein paar Tage in Uruguay. Lest hier, wie Sie die älteste Stadt Uruguays empfunden hat und warum sie sich bei dem Besuch eines Weinguts an ihre Heimat erinnert hat.

Wir haben zwei Tage in Buenos Aires verbracht, bevor wir per Fähre nach Uruguay, genauer gesagt Colonia del Sacramento, übersetzen. Dort angekommen, wissen wir noch nicht ganz, was uns erwartet. Natürlich haben wir uns informiert, aber Uruguay wird oft außen vor gelassen, wenn man an Südamerika denkt. So sind wir erst einmal mit nicht allzu hohen Erwartungen an das Land rangegangen und wurden total überrascht!

Nach dem Großstadt-Gefühl der letzten Tage erreichen wir das Stadttor von Colonia und fühlen uns auf Anhieb wohl. Wir überqueren die Brücke und reisen gefühlt Jahrhunderte zurück. Colonia wurde 1680 gegründet und ist die älteste Stadt Uruguays. Nicht umsonst wurde sie nach einer kleinen Restaurierung zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wir schauen uns um und sehen kleine niedliche Steinhäuser, ein Gitarrist trällert Lieder vor sich her, Vögel zwitschern, ein alter VW Bus kreuzt die Straße – hier möchten wir bleiben. Bei einer kleinen Stadtführung lernen wir die Geschichte der Stadt und vor allem des Landes etwas besser kennen. Der Grund, dass hier seit Jahrzehnten nichts erneuert oder neu aufgebaut wurde ist ganz einfach – keiner kann es bezahlen. Uruguay hat eine extrem hohe Steuersatzung und ist mit das teuerste Land des Kontinents. Ein Auto, das vor 30 oder 40 Jahren gekauft wurde, ist eine Lebensinvestition. Somit begegnet man einer „alten Karre“ nach der anderen. Aber genau das macht dieses kleine Städtchen so besonders – einfach einmal etwas Abstand von dem doch so modernen Alltag.

Colonia del Sacramento

Den restlichen Tag verbringen wir in der Stadt. Der Stadtkern ist wirklich nicht groß und lässt sich zwar dank des holprigen Kopfsteinpflasters langsam, aber sehr einfach erkunden. Wir entdecken immer mehr Raritäten und schauen uns die ein oder anderen älteren Häuser mit Erstaunen von Innen an. Viele Häuser sind noch bewohnt und manche sind als Museen anzuschauen. Gerade nach Sonnenuntergang ist alles bunt beleuchtet, sodass ein kleiner Spaziergang sehr romantisch sein kann.

Colonia del Sacramento

Da in Uruguay das Frühstück und Mittagessen recht klein ausfällt, wird das Abendessen ab (frühestens!) 20:30 Uhr umso größer zelebriert. Wer traditionell essen möchte, der sollte in eines der beliebten Grillrestaurants (Parrilladas) gehen und Asado bestellen – für Fleischliebhaber genau das Richtige.  Fleisch wird hier über einem offenen Holzfeuer gegrillt – nicht selten auch verschiedene Innereien. Aufpassen sollte man hier allerdings bei der Wahl der Restaurants. Hier sollte man vielleicht nicht direkt das erste am Straßenrand nehmen, da man sonst schnell fünf Straßenhunde um sich herum sitzen hat, die nur darauf warten, etwas von dem großen Teller zu bekommen. Ein weiteres typisches Nationalgericht ist der Chivito, eine Art Hamburger mit einem Stück Rinderlende anstatt Boulette. Für Vegetarier gibt es in jedem Restaurant auch immer Pizza und Pasta auf der Karte.

Asado – gegrilltes Fleisch

Mit großer Vorfreude starten wir in den nächsten Tag. Wir fahren zu einem Weingut nach Carmelo. Die kleine Stadt liegt ca. 1 Fahrstunde nordwestlich von Colonia am Rio de la Plata und gehört mit zum größten Weinbaugebiet des Landes. Uruguay gehört nicht zu den größten Weinproduzenten, da man den Schwerpunkt eher auf die Qualität statt die Quantität legt. Daher produzieren viele Weingüter den Wein auch nur für die umliegenden Dörfer/Städte und nicht für den internationalen Export. Da ich persönlich an der Mosel aufgewachsen bin und alles, was etwas mit Wein zu tun hat bewundere, bin ich ganz aufgeregt, als wir vor dem Weingut in Cordano halten. Schließlich ist es ein Stückchen Heimat im doch so weit entfernten und unbekannten Uruguay. Ein Weingut, das seit 1855 existiert und Generation für Generation weiter geführt wird. Diego und Ana, die Besitzer in der 5. Generation, begrüßen uns herzlich und weihen uns in die Geschichte des Weingutes ein. Die Sonne scheint, auf dem Hof stehen alte Erntegeräte herum, Weinfässer verzieren die Fassade, der Hofladen ist original erhalten und erinnert etwas an ein Museum.

Weingut in Camelo

Hier gibt es allerlei selbst gemachte Köstlichkeiten zu kaufen. Von Grappa, eingemachten Früchte- und Gemüsesorten, Dulce de Leche (Uruguay’s Karamell) bis hin zu Traubenseife. Ana zeigt uns das Gelände samt Kelterhaus und die vielen verschiedenen Weinberge, welche teils schon über 100 Jahre alt sind. Das absolute Highlight war die kleine Weinprobe zum Abschluss. Sechs verschiedene Weine, von Chardonnay bis Tannat – der roten Spezialität Uruguay’s, hausgemachter Käse, Brot und Olivenöl – schöner kann eine Weinprobe kaum sein. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, der perfekte Abschluss unserer tollen Zeit in Uruguay.

 

 

 


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