Etwas mehr Outback bitte!
Unsere Kollegen Sabine und Kathrin erkunden gerade New South Wales in Australien. Ausgangspunkt der Tour war Sydney, von dort ging es im 30-Sitzer Flugzeug nach Broken Hill…aber lest selbst, wie es weitergeht und was es im Outback von New South Wales so alles zu entdecken gibt.
Broken Hill
Nach gut 20 Flugstunden von Frankfurt bis Sydney und einer kurzen Nacht geht es für uns also Richtung Broken Hill im Westen des Bundesstaates New South Wales. Nur zwei Flugstunden später landen wir dort, werden von unserem Fahrer begrüßt und direkt zum nur zwei Minuten entfernten Besucherzentrum des Royal Flying Doctor Service gefahren. Wir von Boomerang Reisen und unsere Gäste unterstützen den RFDS schon seit vielen Jahren durch Spenden und so ist es für uns durchaus interessant mal selber – zumindest in der Theorie – zu sehen, wie das so funktioniert. Neben der Notfallversorgung der abgelegenen Farmen ist die Organisation auch für die Transporte der Kranken in die „umliegenden“ Krankenhäuser (wir sprechen hier von mehreren hundert Kilometern Distanzen) zuständig. Sie beliefern die Bewohner mit Medikamenten und betreiben Gesundheitsaufklärung bei den Aborigines, psychologische Beratung und Therapie bei Alkohol- und Drogensucht.
Die Weiterfahrt zum Hotel führt uns zunächst in das Living Desert Reserve mit schönen Steinskulpturen.
Weiter geht es durch die Innenstadt von Broken Hill. Es gibt einige nette, historische Gebäude zu sehen, ansonsten ist es aber recht ruhig, um es mal so zu sagen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Wochenende ist? Trotzdem finden wir abends etwas Unterhaltung im Palace Hotel. Das Hotel ist aus dem Film „Priscilla Queen of the Desert“ bekannt. Schöne Wandmalereien zieren Wände und Decke und live Musik sorgt für ausgelassene Stimmung. Wir sagen mal so, zum Schluss stehen zwei in Unterhosen da, vor und auf der Bühne ?. Australische Partystimmung. Für uns ist es nun aber definitiv Zeit zu gehen. ?
Silverton
Bereits am nächsten Morgen geht es weiter. Ziel Silverton. Die Stadt oder besser der Ort ist noch einsamer als Broken Hill. Über die Einwohnerzahl gibt es unterschiedliche Aussagen, 17 bis 38 sollen es sein. Hauptsächlich besteht der Ort aus Galerien, in denen es allerlei Souvenirs zu erstehen gibt, einem Hotel (Hauptfunktion = Bar) und dem Mad Max Museum. Drei von vier Mad Max Filmen wurden hier gedreht. Der vierte Filmdreh wurde nur aus dem Grund kurzfristig abgesagt, weil kurz vor Drehbeginn ein seltener starker Regen die Halbwüstenlandschaft in grün verwandelt hat.
Fast ebensoviele VW Käfer wie Einwohner scheint es in dem Ort zu geben, teilweise in schicke Kunstwerke verwandelt. Also aus Schrott schöne Sachen machen, das können die Outbackbewohner, muss man an dieser Stelle einfach mal wieder feststellen!
White Cliffs
Wir begeben uns dann weiter in Richtung Opalfelder mit Ziel White Cliffs. Coober Pedy ist sicherlich die bekanntere Opalstadt, aber wer es beschaulicher, weniger überlaufen und kommerziell mag, ist hier unserer Meinung nach besser aufgehoben.
Die etwa 300 km lange Fahrt durch die halbwüstenartige Landschaft verkürzt unser Guide mit interessante Geschichten über Land und Leute. Aufgrund von einem außergewöhnlich starken Regen zur Osterzeit ist die sonst öde Landschaft häufig von saftig grünen Grasflächen durchbrochen. Ein in den letzten Jahren selten gewordenes Schauspiel. Am Highway steht einsam ein Briefkasten. Der Guide erzählt, dass die Besitzer einmal in der Woche 60 km von ihrer Farm bis zu ihrem Briefkasten fahren, um ihre Post zu holen. Hoffentlich erwarten sie darin dann nicht nur Rechnungen.
Wir passieren Farmlandschaften und erfahren, dass der Stationbesitzer, nachdem er so einen Cricket-Film mit Kevin Costner gesehen hat, auf seinem Gelände im Outback einfach mal ein eigenes Cricketfeld erbaut hat. Dort findet nun einmal im Jahr ein Cricket Match mit Spielern aus der ganzen Welt statt.
Schließlich erreichen wir White Cliffs. Die Stadt ist recht klein. Etwas außerhalb des Zentrums liegt das White Cliffs Underground Motel, wo wir die Nacht in einem Dug-Out verbringen werden. Das sind Zimmer in einer Höhle. Nach dem Check-in beginnen wir mit unser Erkundung von Land und Leuten und treffen erneut auf interessante Geschichten.
Wir besuchen die Bewohnerin eines Dug-Outs. Barbara aus der Schweiz hatte schon lange Pläne, mit ihrem Mann nach Eintritt ins Rentenalter nach Australien auszuwandern. Der Traum hatte sich dann aber schon früher als gedacht verwirklicht, indem sie beide Arbeit in Melbourne fanden. Sie wohnten einige Zeit in der Metropole, mussten dann aber feststellen, dass ihnen das Klima zu europäisch war. Sie bevorzugten es warm.
Also kauften sie sich einen Camper und fuhren 21 Monate kreuz und quer durch Australien. Durch Zufall, weil die Straße auf ihrer geplanten Route wegen Überflutung gesperrt war, gelangten sie nach White Cliffs. Dort lernten sie jemanden kennen, haben ihn in seinem Dug-Out besucht, aus Spaß gefragt wie teuer so was ist und waren nach vier Tagen stolze Besitzer eines Dug-Outs. Nun leben sie seit mittlerweile neun Jahren dort und haben ihre „Höhle“ mit viel Liebe zu einem Schmuckstück umgebaut. Unglaublich, was man aus einer Höhle machen kann, wie geräumig und hell diese durch mühsam errichtete Lichtschächte ist. Natürlich gönnen wir ihnen ihr Paradies und zeigen euch keine Bilder aus dem Inneren ihrer Wohnung. Aber die Fotos von außen geben euch sicherlich schon eine Idee, wie es im Innern weiter gehen könnte. Hat noch jemand Schuhe abzugeben? ?
Dann geht es weiter zur Red Earth Opal Mine. Zuerst erhalten wir vom Besitzer eine Einführung in die Entstehungsgeschichte und in die Unterschiede der verschiedenen Opale. Der „Pineapple“ ist die kostbarste Form der Opale und davon hat er schon so viele gefunden, dass die „normalen Steine“ mittlerweile für ihn kaum noch eine Rolle spielen. Lediglich als Anschauungsmaterial für seine Besucher und zum Verkauf als Souvenir finden sie noch Verwendung. Uns als Neulinge im Opal-Business ist das allerdings unverständlich. Der Anblick lässt unsere Augen glänzen und unsere Portemonnaies öffnen. Da spielt es keine Rolle, ob es sich um „wertlose“ durchsichtig weißen Steine, funkelnde türkis-grün-blau schimmernde Steine oder bunt in allen Farben schillernden Steine hält, für uns sehen einfach alle auf ihre Art toll aus ?.
Beim anschließenden Abstieg in die Besuchermine können wir dann selbst erleben, wie Graham, so heißt der „Opal Hunter“, sein Brot verdient.
Wir erfahren bei dem Rundgang durch sein Labyrinth aus Stollen, welche Gesteinsfarben und -formen bei der Suche zu beachten sind, welche Hilfsmittel er benutzt und können selbst in dem Gesteinsgeröll nach kleinen Steinen suchen. Tatsächlich finden einige Teilnehmer der Tour etwas, uns ist das Glück leider nicht hold. Naja, man kann auch nicht alles haben. Trotzdem können wir schon etwas nachvollziehen, wie man so in den Bann gezogen und zum „Opal Hunter“ werden kann und das ist Graham zweifelsohne. Während die Familie tausend Kilometer entfernt an der Küste lebt, verbringt er fast 9 Monate im Jahr in seiner Mine.
Für uns wäre dieses Leben aber nichts. Bereits nach 30 Minuten merken wir den Staub überall auf der Haut, in der Nase und im Hals. Außerdem müssen wir leider beim Suchen im Geröll feststellen, dass wir kein Talent haben, auch nur irgendetwas opalhaltiges zu identifizieren. Einzig die weiß glitzernde Leitlinie können wir ausmachen, aber die hat mit Opal nichts zu tun und ist auch ein relativ wertloses Mineral. Also die Theorie sitzt, an der Praxis scheitert allerdings es bei uns ?.
Etwas enttäuscht über unseren nichtgefundenen Reichtum kehren wie zurück in unser „Höhlenhotel“. Nach leckeren Fish and Chips sitzen wir noch etwas am Lagerfeuer, rösten Marshmallows und betrachten den Sternenhimmel. Dieser erscheint so ohne die Lichter einer Stadt zum Greifen nah.
Den Sternen so nah
Wie nah die Sterne in der südlichen Hemisphäre sind, das erleben wir am nächsten Tag erneut. Nach weiteren 300 km wieder zurück in Broken Hill, besuchen wir am Abend das „Outback Astronomy“ zur Sternenbeobachtung.
Bereits im Vorfeld heißt es „zieht Euch warm an“ und da es tagsüber schon unsagbar kalt mit Polarwinden war, kommen wir der Empfehlung nach. Mit fünf Lagen bekleidet sowie Handschuhen und Mützen ausgestattet, erhalten wir zusätzlich noch einen Schlafsack. So legen wir uns auf bequeme Campingliegen, bekommen noch eine heiße Schokolade und einen Keks und dann sollen wir unsere Augen an die Dunkelheit und den Sternenhimmel gewöhnen. Und tatsächlich, je länger man in den Himmel guckt, desto mehr Sterne funkeln auf. Mithilfe eines Teleprompters werden uns verschiedene Sternenbilder erklärt und können diese, wie das Kreuz des Südens oder den Skorpion, dann sogar selbst immer wieder finden.
Anschließend wird das große Teleskop rausgeholt und wir halten Ausschau nach Saturn und Jupiter. Und tatsächlich, diesmal ist uns das Glück hold und wir können die besondere Färbung des Jupiters mit den vier Monden und den Saturn mit seinem Ring ausmachen. Danach zieht sich der Himmel langsam zu und es wird Zeit, ans warme Lagerfeuer zu gehen. Was für ein schönes Outback-Erlebnis!